Die Forschung

Delphintherapie in der Wissenschaft

Mag. Norbert Trompisch, Institut DOLPHINSWIM

Die Delphintherapie ist eine tiergestützte Therapieform, die seit mehr als 20 Jahren Anwendung findet und heute zur Behandlung eines breiten Spektrums psychischer Probleme und Störungen, als auch für zahlreiche Formen von intellektueller und psychischer Behinderung eingesetzt wird. Im Zentrum dieser Behandlungsform liegt die therapeutisch begleitete Delphininteraktion, die – ganz allgemein gesprochen – eine stimulierende Wirkung auf den menschlichen Organismus ausübt und so einen Entwicklungsprozess begünstigt. Bereits seit der Antike faszinieren die Delphine die Menschen, wurden als Freunde betrachtet oder gar als Gottheiten verehrt. Davon zeugen Delphindarstellungen in ägyptischen Tempeln wie auch die minoischen Fresken von 1500 v. Chr. im Palast von Knossos. In der griechischen Mythologie nehmen die Delphine einen wichtigen Stellenwert ein, die Bezeichnung für den Delphin stammt aus dem Altgriechisch, sie wurden „Delphis“ bzw. „Delphinos“1 genannt. Auch auf anderen Kontinenten wurden ebenfalls Delphine verehrt, wie bei den australischen Alborigenes, wo sie als Gottheiten in der Traumzeit erwähnt werden. Die Römer Plinius der Ältere und Plinius der Jüngere berichten von Delphinen, die mit Fischern kooperierten oder gar Menschen retteten. Für Seeleute sind Delphine seit jeher Glückbringer und manchmal sogar Lotsen, so wie der Delphin Pelorus Jack, der um die Jahrhundertwende in Neuseeland Schiffe von der Nordinsel durch eine gefährliche Passage zur Südinsel dirigierte.2 Obwohl das Interesse der Menschen an den Delphinen lange Geschichte hat, wurde es erst mit John Lilly in den Jahren 1950 bis 1970 und seinen Forschungen über die Mensch-Delphin Interaktionssphäre erstmals Gegenstand wissenschaftlicher Betrachtungen. Lilly ́s Ziel war es eine Kommunikationssphäre mittels Zeichen- und Lautsprache herzustellen, um mit dieser Tierart näher in Kontakt treten zu können. In weiterer Folge konzentrierten sich die Untersuchungen auf die Auswirkungen von Langzeit-Delphininteraktionen auf das menschliche Gehirn und Bewußtseinsfunktionen (Lilly, 1978). Es stellte sich dabei heraus, dass sich im Delphinkontakt bewußtserweiternde Wirkungen entfalteten, die sich durch gesteigerte Sensibilität, Aufmerksamkeit und kognitiver Aktivität ausdrückte. Mit dem Aufkommen der tiergestützten Therapien, inspiriert durch die Erfolge des New Yorker Psychotherapeuten Boris Levinson, dem Begründer der tiergestützten Therapie mit Hunden begannen Horace Dobbs (Dobbs, 1977, 1992, 2004) in Großbritannien und Dave Nathanson (Nathanson 1997, 1998) in den USA mit dem therapeutischen Anwendungsfeld von Delphinen zu experimentieren. Horace Dobbs dokumentierte diese Delphintherapie-Pionierarbeit mit einem Patienten mit Depression, bzw. einer Patientin mit Anorexia und einem freilebenden Delphin vor der Küste Englands in einer eingehenden Fallstudie. Nathanson etablierte das erste Delphintherapie-Zentrum in Key Largo Florida Mitte der 80er und beteiligte sich in Folge maßgeblich an der Erforschung der Delphintherapie mit wissenschaftlichen Methoden. Seine vielzitierten Studien „Effectiveness of short-term dolphin-assisted-therapy for children with severe disabilities“ und „Effectiveness of long-term dolphin-assisted-therapy for children with severe disabilities“ konnten erste Wirkungsnachweise der Delphintherapie erbringen. Ebenfalls in dieser Zeit erhob Betsy Smiths die Auswirkungen der Delphintherapie auf kognitive und emotionale Fähigkeiten von autistischen Menschen (Smith 1984). Neuere Wirksamkeitstudien, wie jene von Nicole Kohn & Rolf Oerter bestätigten die Ergebnisse von Nathanson und die Effektivität seiner DHT (Dolphin Human Therapie) und der Delphintherapie am Dolphinreef in Eilat/Israel3. „A Summative Evaluation of a Dolphin Assisted Therapy Program with Special Needs Children“4, durchgeführt am Dolphinswim Alpha-Therapie Zentrum in Jalta, bestätigt für unterschiedliche Formen von Behinderung signifikant positive Veränderungen in Bezug auf Aggressivität, Unleitbarkeit, soziale Zurückgezogenheit und Ängstlichkeit. Im Bereich der Wirksamkeitsstudien ganz besonders hervorzuheben sind die Arbeiten von Ludmilla Lukina aus der Ukraine. Bereits seit Anfang der 90er Jahre leistete die Forscherin in zahl- und umfangreichen Studien einen erheblichen Beitrag in der Fundierung und Belegung der Wirksamkeit der Delphintherapie für unterschiedliche Störungsbilder (Lukina, 2003). In ihren zahlreichen Veröffentlichungen (mehr 20 wissenschaftliche Publikationen zur Delphintherapie in den letzten 10 Jahren) hat Lukina detailliert die Wirksamkeit der Delphintherapie auf verschiedene Störungs- und Krankheitsbilder untersucht: so etwa den Einfluss der Delphintherapie auf den funktionalen Zustand von Kindern5, auf die Rehabilitation von Kindern mit psychoneurologischer Pathologie6, Müdigkeitssyndrom7, Enuresis8, Cerebralparese9, Phobien, Sprachstörungen, Neurasthenie und frühkindlichen Autismus10. Sie konnte außerdem Indikatoren (Altersfaktor, Art und Schweregrad der Behinderung, psychische vs. physiologische Komponente der Erkrankung) ermitteln, von denen die Wirksamkeit der Delphintherapie abhängt. Die Nürnberger Delphintherapie-Studie von Breitenbach, v. Fersen und Stumpf11 ist die erste Langzeitstudie, die seit 10 Jahren im Tiergarten Nürnberg durchgeführt wird. In mehreren Studien-Phasen wurde das Therapiesetting gezielt variiert und die Vor- und Nachteile evaluiert. Den Ergebnissen zufolge leistet die Delphintherapie positive Veränderungen in der Kommunikationsfähigkeit, positive Veränderungen im sozial-emotionalen Verhalten und der emotionalen Stabilität der Kinder, positive Veränderung in der Mutter-Kind-Interaktion und ist darüber hinaus effektiver als andere tiergestützte Therapien.12 Breitenbach liefert außerdem ein sozialpädagogisches Erklärungsmodell zum Therapiemechanismus der Delphintherapie. Demzufolge werden von den Delphinen im Klienten Prozesse anregt und die dazu führen, dass sich die Kommunikationsmöglichkeiten, insbesondere jene mit den Eltern verbessern. Diese wiederum lernen durch die Delphintherapie die Reaktionen ihrer Kinder besser zu verstehen. Dieser „Schneeball-Effekt“, soll auch jene Lerneffekte, die sich noch nach der Delphintherapie ereignen, erklären. Delphine bewerkstelligen diese Stimulation durch ihr adäquates Verhalten gegenüber dem Menschen und ihren ausgeprägten sozialen Sinn und kommunikativen Fähigkeiten. Diese Kernkompetenz der Delphine ist eine Folge der Anpassung an den maritimen Lebensraum. Dadurch verfügen sie über eine Reihe von Fähigkeiten in denen sie sich von Landsäugern unterscheiden. Sie sind von Natur aus neugierig und mögen es auf spielerische Art und Weise mit Menschen, ungeachtet seiner Einschränkungen Kontakt zu knüpfen. Dabei gehen sie gezielt vor: fördern und fordern die Klienten abhängig von ihren Einschränkungen. Nähe und Distanz wird durch den psychischen Zustand des Klienten mitbestimmt, bei körperlichen Einschränkungen beispielsweise ist die Häufigkeit von Kontakten an den betroffenen Körperstellen höher, als bei gesunden Menschen.13 Delphine stimulieren den Menschen jedoch nicht nur psychisch, sondern auch unmittelbar neurologisch. EEG-Messungen zufolge kommt es während Delphin-Interaktionen zu einer signifikante Absenkung der Gehirnwellenfrequenz in den Alpha/Theta Crossover Bereich und einer Hemisphärensynchronisation14. Die Sonophoresis-Theorie von David Cole erklärt diese Effekte über die Einwirkung des vom Delphin ausgehenden Ultraschall (SONAR). Diese Theorie besagt, dass intra- und interzelluläre Membranen durch den Ultraschall der Meeresäuger stimuliert werden, was den Stoffwechsel und die Reizleitung an den Synapsen anregt. In Kombination mit den von Breitenbach beschriebenen psychologischen Aspekten üben Delphine eine angstreduzierenden Wirkung15 aus und können subjektive Hocherlebnisse bei Menschen auslösen16. Es handelt sich dabei um einen Prozess, in dem die Tiere zunächst angstauslösend wirken und in weiter Folge diese bei gleichzeitiger Unterstützung des Nervensystems durch Sonophoresis17 systematisch Desensibilisieren. So verhelfen die Delphine dem Menschen dazu strukturierende Grundängste wahrzunehmen und diese zu erlösen. Ist dieser Prozess erfolgreich abgeschlossen erleben die beteiligten Personen vielfach emotionale Hocherlebnisse, die DeMares wie folgt zusammenfasst: „Sowohl mit einem anderen Wesen ganz verbunden zu sein, als auch mit sich selbst, ist der Delphinbegegnung zugrunde liegende Wunsch. Die dabei auftretenden Gefühle – Intention, Augenkontakt, Verbundenheit, Lebendigkeit und Harmonie – versetzen den Menschen in einen Moment der Wahrhaftigkeit bzw. geben einen Anhaltspunkt, anhand dessen sie ihren persönlichen Entwicklungsstand messen können.“18

Ein wichtiges Thema für die Delphintherapie ist die Indikation. Dieser Frage widmet sich Norbert Trompisch ́s Delphintherapie Studie und untersucht die Qualität, der durch die Delphintherapie hervorgerufenen Veränderungen für die Störungsbilder Autismus, Cerebralparese, Downsyndrom, Entwicklungsverzögerungen und Wachkoma. Es konnte dabei festgestellt werden, dass die Therapiewirkung maßgeblich vom jeweiligen Störungsbild abhängt. So profitieren autistische Menschen insbesondere in Bezug auf ihre sozialen Kompetenzen, Menschen mit Downsyndrom und jene mit Entwicklungsverzögerungen im sprachlichen Bereich und jene mit Cerebralparese hinsichtlich ihrer motorischen Möglichkeiten, aber insbesondere durch eine Steigerung des Selbstvertrauens und Reduktion von Ängsten. Die Therapiewirkung bei schwersten Behinderungsformen wie Wachkoma ist vergleichsweise gering.19

Diesen Untersuchungen attestieren verschiedenen Formen von Delphininteraktionen und der Delphintherapie vielfältige positive Wirkungen auf den Menschen. Die Delphintherapie kann mittlerweile als eine wirksame Therapiemaßnahme für Menschen mit Behinderung und unterschiedlichen psychischen Störungsbildern angesehen werden. So wird insbesondere die Kontaktbereitschaft, die sozialen Kompetenzen und Konzentrationsfähigkeit von Menschen gefördert. Durch die Delphin-Interaktion wird die Aufnahmebereitschaft für Informationen gesteigert, Stress abgebaut, positive Emotionen ausgelöst, Ängste reduziert und das menschliche System insgesamt harmonisiert.

Viele Fragen zum Wirkungsmechanismus der Delphintherapie insbesondere den gehirnphysiologischen Effekten und der Rolle des Ultraschalls der Delphine bedürfen jedoch noch weiterer Abklärung. Bisherige Effektivitätsstudien litten zum Teil unter methodischen Mängeln – hier fehlt noch ein passendes Evaluationssystem mit systematischer Datentriangulation, das je nach Störungsbild-Gruppe anpassbar ist. Die Frage der Wirkfaktoren in der Delphintherapie ist bis jetzt nicht befriedigend beantwortet, wie auch zur Indikation der Delphintherapie für bisher noch wenig betrachtete Anwendungsfelder im Bereich der psychischen Störungsbilder. Das Forschungsfeld der Delphintherapie birgt also noch viele spannende Fragestellungen in sich: Es handelt sich dabei um ein interdisziplinäres Wissenschaftsgebiet aus Psychologie, Tierpsychologie, Psychotherapiewissenschaften, Pädagogik, Meeres- und Verhaltensbiologie und den Veterinärwissenschaften, das vielfältige Forschungsmöglichkeiten jenseits des Mainstreams, also noch „echtes Neuland“ bietet, und insbesondere jungen ForscherInnen verschiedene Spezialisierungsmöglichkeiten bietet.

Literatur

1 Gemoll 1991, S. 187 2 Dobbs, 1992 S. 56

3 Kohn & Oerter, 2004 4 Dilts 2008 5 Lukina 1999(a), S.1 6 Lukina 1999(b)

7 Lukina 2000_6 8 Lukina 2001 9 Lukina 2001_2

10 Lukina 2002_2 11 Breitenbach et al 2006, Stumpf 2006

12 Breitenbach et al 2006

13 Fritsch 2009 14 Cole 1996, de Bergerac 1998 15 Webb, 2001 16 DeMares 2000 17 Cole 1996 18 DeMares 2000

19 Trompisch 2005

vgl. dazu:

Birch, Steve: Dolphin therapy effects – A hypothesis; Second annual international symposium on dolphin assisted therapy, Cancun 1996

Breitenbach, E., v. Fersen, L., Stumpf E., Elbert, H.: Delfintherapie für Kinder mit Behinderungen; Analyse und Erklärung der Wirksamkeit, edition bentheim, Würzburg 2006

Stumpf E.: „Delphintherapie aus wissenschaftlicher Perspektive. Möglichkeiten der Evaluationsforschung im sonderpädagogischen Feld“, Fördergemeinschaft wissenschaftlicher Publikationen von Frauen e. V. Freiburg 2006

Brensing, Karsten und Linke, Katrin: Behavior of dolphins towards adults and children during swim- with-dolphin programs and towards children with disabilities during therapy sessions,

Anthrozoös, 16 (4), 2003 , S. 315-331

Cole, David: Sonochemical effects in human tissue resultant from close contact with dolphins; International Symposium on dolphin Assisted Therapy, Miami 1995 Abstract, www.aquathought.com

Cole, David: Electroencephalographic results of human-dolphin interaction: A sonophoresis model; International Symposium on Dolphin Assisted Therapy, Cancun 1996 Abstract, www.aquathought.com

Cousteau, Jacque-Yves: Delphine – Botschafter der Natur; Herbig München, 1995

De Bergerac, Olivia: The Dolphin Within, Awakening Human Potential, Simon&Schuster, Australia 1998

DeMares, Ryan: Human peak experience triggered by encounters with cetaceans; S. 89-103, Anthrozoös, 13(2), 2000

Dilts Rachel, Trompisch Norbert: A Summative Evaluation of a Dolphin Assisted Therapy Program with Special Needs Children, Oregon State University (in publication) 2009

Dobbs, Horace: The magic of dolphins; Lutterworth Press Cambridge 1992

Dobbs, Horace: Heilen mit Delfinen; AT Verlag, Baden 2004

Dobbs, Horace: Follow a wild dolphin, Souvenir Press, 1977

Dobbs, Horace: International Dolphin Watch – Conference – Exploring the healing power of dolphins, International Dolphin Watch Press, 1993

Fritsch, Teresa: Specific Preference Behavior of bottlenose dolphins participating in a DAT Program “Alpha-Therapy”, University Graz (in publication) 2009

Güntürkün, Onur & Fersen, Lorenzo: So wenig graue Zellen – ein Mythos wird angetastet, RUBIN Nr. 1/98, Universität Bochum, Ausgabe Juli 1998, Online-Version: http://www.ruhr-uni- bochum.de/rubin/rbin1_98/rubin2.htm

Lilly, John C.: The mind of the Dolphin: A Nonhuman Intelligence. New York: Douleday 1967

Lilly, John: Communication between man and dolphin, Julian Press New York, 1978

Lukina, Ludmilla: Die Rehabilitation der Kranken des neurologischen Profils mit der Teilnahme von Alfalina-Schwarzmeerdephinen (in russischer Sprache); Dissertation, Jalta 2003

Nathanson, Dave: Dolphins and kids – A communication experiment. Congress Proceedings in the XVI World Assembly of the Work Organization for Preschool Education, pp 447.51, 1980

Nathanson, Dave: Using atlantic bottlenosed dolphins to increase cognition of mentally retarded children; Clinical and Abnormal Psychology, S. 233-242, Elsevier, North Holland 1989

Nathanson, Dave: Effectiveness of short-term dolphin-assisted-therapy for Children with Severe Disabilities; S. 90-100; Anthrozoös, 10 (2/3), 1997

Nathanson, Dave: Effectiveness of long-term dolphin-assisted-therapy for children with severe disabilities; S. 22-32; Anthrozoös, 11 (1), 1998

Oerter, Rolf & Kohn, Nicole: Delphintherapie hilft: Wissenschaftliche Befunde aus Eilat und Florida,; S.55-87; In Kuhnert, Kirsten (Hrsg.): Delphintherapie – Beweis eines Wunders, Über die Heilkraft der Delphine; Ariston Germany 2004

Smith, Betsy: Using dolphins to elicit communication from an autistic child; The Pet connection – Its influence on Our Health and Quality of Life; CenShare Minneapolis, 1984

Starkhammar, J., Amundin, M., Almqvist, M., Lindström, K., Persson, H. W., Lund University Sweden, Abstract of 36th Annual Conference of the EAAM, 2008

Trompisch Norbert: Die Alpha-Therapie; Evaluation eines ganzheitlichen Delphintherapie-Konzepts, Diplomarbeit an der Universität Wien, 2005

Webb, Nicola & Drummond, Peter: The effect of swimming with dolphins on human well-Being and anxiety; S. 81-86; Anthrozoös, 14 (2), 2001

Präferenzverhalten der Delphine, Fritsch 2010

Spezifische Präferenzen von Großen Tümmlern in der Alpha-Therapie

Evaluierung der verhaltensmodulierenden Faktoren durch welche Delphine auch über längeren Zeitraum hinweg in ihren Präferenzen speziellen Kindern beeinflusst werden (Einzelfallstudie).

Diplomarbeit der Biologie, Universität Graz

Autorin: Teresa Fritsch, Universität Graz 2010

Wissenschaftliche Betreuung: Univ.-Prof. Dr. Heinrich Römer (Univ. Graz) Mag. Norbert Trompisch (Inst. Dolphinswim)

Die Präferenzen der Delphine

Diese Untersuchung widmet sich dem Verhalten der Delphine im Rahmen des Delphintherapieprogrammes „Alpha-Therapie“. Die zentrale Fragestellung ist, inwieweit das Verhalten der Delphine gegenüber dem Klienten spezifisch ist und was es konstituiert. Dabei soll vom generellen Präferenzverhalten (Alter, Grad der Einschränkung usw.) ausgegangen werden, in dieser Studie sind jedoch die individuellen Faktoren, also der Zusammenhang zwischen Klientenverhalten als auch physischen und psychischen Faktoren (Einschränkungen, Erwartungen etc.) des Klienten und Interaktionsschemen (falls diese erkennbar sind) mit dem Delphin von besonderem Interesse.

Bereits Linke und Brensing stellten fest, dass Delphine generell Kinder gegenüber Erwachsenen bevorzugen.58 Die Ergebnisse von Brensing zeigen außerdem, dass es bisher noch nicht bewiesen werden konnte, ob Delphine zusätzlich ein spezifisches Präferenzverhalten einzelnen Menschen gegenüber zeigen. Da es jedoch immer wieder – wenn auch kurze – Aufzeichnungen über Beobachtungen diesbezüglich gibt und mir auch Herr Mag. Norbert Trompisch von Präferenzen dieser Art berichtete, schien es mir interessant, daran weiter zu arbeiten.

Aus dem Interesse, dieses interessante Verhalten weiter zu studieren und der Strukturierung der theoretischen und praktischen Durchführung, hat sich dann schließlich ein Thema herauskristallisiert das ich zu meiner Diplomarbeit machte. Es geht in dieser Arbeit also einerseits um die Entwicklung einer Methode um das Präferenzverhalten von Delphinen messen zu können, und andererseits um die Durchführung am Beispiel eines Delphins so dass es möglich ist, die Umsetzung der Methodenentwicklung zu veranschaulichen.

Hypothese

Große Tümmler (Tursiops trunactus) zeigen gegenüber bestimmten Klienten ein spezifisches Präferenzverhalten welches auch über einen längeren Zeitraum hinweg stabil bleibt. Dies ist von speziellen verhaltensmodulierenden Faktoren abhängig welche sich evaluieren lassen. Unter einem Präferenzverhalten versteht man die offensichtliche (und messbare) Bevorzugung von einzelnen Therapieteilnehmern gegenüber anderen.

57 vgl. ebd., S.371ff 58 Linke & Brensing, Behaviour of dolphins towards adults and children during swim-with-dolphin programs and towards children with disabilities during therapy sessions. 2003, S.325

Fragestellungen

Mit folgenden Fragestellungen habe ich mich bei der Auswertung der Ergebnisse auseinandergesetzt:

• Gibt es ein offensichtliches Präferenzverhalten (abgesehen von der bereits beschriebenen Alterspräferenz)?

• Wenn ja: wie zeigt sich dieses Präferenzverhalten und wie lässt es sich messen?

• Auf welche Faktoren (z.B. Krankheiten) und Verhaltensmuster spricht der Delphin an und welche verweigert er?

• Unterscheidet sich die Art der Interaktion je nach Krankheitsbild/Verhaltensmuster des Klienten (Interaktionspräferenz)?

• Entwickelt der Delphin das Präferenzverhalten (und eventuell auch die spezifische Interaktionspräferenz) von Anfang an?

• Sind die Präferenzen über die gesamte Therapiedauer hinweg stabil? • Spielen auch die Erwartungen der Eltern/Angehörigen eine Rolle?

Methode

Zur Anwendung kommt ein für die Videoanalyse weiterentwickeltes Verfahren auf der Basis der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring. Ausgangsmaterial sind Videoaufzeichungen einer statischen Kamera, die den ganzen Pool im Blickfeld hat, als auch einer handgeführten Kamera, die Detailaufnahmen der Interaktionen bietet. Das Videomaterial wird annotiert und Verhaltenskategorien als auch deren Coderregeln definiert. Ein Interrater-Test mit einem Teil des Materials und 2 unabhängigen Kodierern gewährleistet die Validität der Kodierregeln unabhängig von Kodierer. Danach wird das ganze Material annotiert, kodiert. Die Daten werden in SPSS eingelesen und statistisch ausgewertet. Diese Methode gewährleistet die Nachvollziehbarkeit aller Verarbeitsprozesse von den Rohdaten bis zur Interpretation.

Ergebnisse

Anhand der gezeigten Studie ist es möglich, das Vorhandensein einer Präferenz des hier untersuchten Delphins und die Hintergründe zu diesem Verhalten zu beweisen. Die Methodenentwicklung zur Messung des Präferenzverhaltens kann als reproduzierbar bezeichnet werden, sie wurde wissenschaftlich überprüft und als durchführbar eingestuft. Sämtliche Definitionen und Codierungen sind ausreichend formuliert so dass jeder damit arbeiten kann und es jederzeit möglich ist, die Studie an weiteren Delphinen beziehungsweise Klienten zu wiederholen. Primär dient diese Diplomarbeit der Entwicklung einer Methode um das spezifische Präferenzverhalten eines Delphins messen zu können, sekundär wird diese aber auch getestet um die Möglichkeit der Umsetzung zu veranschaulichen.

So handelt es sich zwar nur um eine Einzelfallstudie, die Ergebnisse bilden jedoch den ersten Baustein in allen weiteren Studien dieser Art. Es konnte gezeigt werden, dass der untersuchte Delphin einerseits über ein definitives Präferenzverhalten verfügt, sowie andererseits auch über individuelle Interaktionspräferenzen. Anhand der Ergebnisse sieht man, dass der Delphin eine Vorliebe für leise und fröhliche sowie für kleine Klienten hat, und auch die Erwartungen der Angehörigen haben einen Einfluss auf das Verhalten des Tieres, so führen hohe Erwartungen häufig zu einer geringeren Interaktionszeit mit dem Delphin. Es wäre aus diesem Grund also mitunter sehr interessant, einen Vergleich durchzuführen in wie weit die bei jeder Therapiesitzung anwesenden Angehörigen den Therapieerfolg eher beeinträchtigen als fördern.

Das Ergebnis, dass der Delphin leicht Behinderte gegenüber schwer Behinderten bevorzugt, könnte darauf zurück zu führen sein, dass er von diesen Teilnehmern am meisten profitiert (in Form von Spiel). Dies ist jedoch nur eine Annahme die nicht als bewiesen angesehen werden kann.

Die Theorie Brensings jedoch, dass Tümmler Kinder gegenüber Erwachsenen bevorzugen, kann in dieser Studie – wenngleich in einem anderen Kontext – bestätigt werden. So sieht man beim Vergleich der Therapeutinnen-Präferenz, dass die Präferenz für Klienten immer höher ist als jene für die Therapeutin und dass in Anwesenheit von sowohl der Therapeutin als auch dem Klienten, die Präferenz für die Therapeutin quasi ausgeschaltet und somit unbedeutend wird. Da es sich bei 95% der Klienten um Kinder handelt, kann angenommen werden, dass dies zu einem großen Anteil auf die Bevorzugung von Kindern gegenüber Erwachsenen zurück zu führen ist. Doch auch die zweite Hypothese, dass Delphine ein verstärktes Interesse an einem durch eine Behinderung veränderten Körper haben, dass also jegliche Art von motorischer oder geistiger Beeinträchtigung vom Delphin wahrgenommen wird, konnte bestätigt werden. So wurde beispielsweise anschaulich gezeigt, dass der Delphin bei Klienten mit massiven Beinproblemen signifikant oft an den Beinen interessiert war. Dies lässt sich nur durch die Tatsache erklären, dass er in der Lage ist, die motorischen Auffälligkeiten wahrzunehmen. Auf neurophysiologischer Ebene bleibt es weiterhin fraglich in wie weit der Delphin fähig ist durch sein Sonar tatsächlich einen Einfluss auf das menschliche Gehirn zu haben (Alpha-Zustand). Es erscheint unrealistisch, dass Frequenzen in dieser Höhe das Gehirn stimulieren und zu einer Beruhigung und Entspannung führen sollen und dies müsste in einer eigenen Studie konkret gemessen und ausgewertet werden. Doch kann hier zumindest die Tatsache bestätigt werden, dass Delphine dazu tendieren, spezifisch auf jene beeinträchtigte Bereiche im Körper zu reagieren und an diesen vermehrtes Interesse zu zeigen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Stabilität der Präferenz. Die Hypothese, dass das Präferenzverhalten nicht variiert sondern auch über einen längeren Zeitraum hinweg stabil bleibt, kann verifiziert werden und bestätigt damit verstärkt das Vorhandensein einer Präferenz.

Es zeigt sich nun also, dass Delphine durchaus in der Lage sind, individuell auf jeden Klienten zu reagieren und dass sie aus diesem Grund mit Sicherheit auch einen positiven Einfluss auf den Menschen haben. Durch die Tatsache, dass sie verstärktes Interesse an den Fehlfunktionen des Körpers haben und vor allem dadurch dass die Neugierde daran auch über mehrere Tage und Wochen stabil bleibt (Stabilität der Präferenz), wird dem Klienten eine erhöhte bedingungslose Aufmerksamkeit geschenkt was in weiterer Folge zu Entspannung und vermehrter Ausgeglichenheit im Teilnehmer führen kann.

Die Tatsache dass Delphine gezielt auf die beeinträchtigen Bereiche im Körper reagieren, ist jedoch mit Sicherheit keine Handlung aus Altruismus, sondern vielmehr eine Aktion aus Neugierde und Spieltrieb. Dadurch dass sich der Therapiedelphin in Gefangenschaft befindet, ist er verpflichtet, auf irgendeine Art und Weise zu reagieren, beziehungsweise mit den Klienten zu interagieren. Zwar bleibt es ihm mehr oder weniger frei überlassen auf welche Weise er mit den Klienten interagiert, und auch hat er die Wahl welche Teilnehmer er bevorzugt, doch ist im Grunde immer ein Druck dahinter. Allein aus diesem Grund kann wohl kaum von Altruismus die Rede sein. Zwar kann die Annahme, dass der Delphin aus Helferverhalten handelt in dem er individuell auf die Klienten eingeht, auch in dieser Studie nicht 100%ig widerlegt werden, sie wird jedoch massiv angezweifelt.

Zusammenfassend kann man nun also sagen, dass zum einen das Vorhandensein eines spezifischen Präferenzverhaltens bei dem Delphin gezeigt werden konnte, sowie zum anderen dass dieses stabil ist und innerhalb weniger Sekunden entwickelt wird. Auch gibt es eine Interaktionspräferenz und der Delphin entscheidet sich nicht jeden Tag neu welche Interaktion er mit welchem Klienten präferiert, sondern bevorzugt pro Teilnehmer eine oder mehrere Arten der Kontaktaufnahme welche ebenfalls über längeren Zeitraum hinweg stabil bleiben.

Dem Ergebnis dieser Studie zufolge gibt es bestimmte Parameter die einen Menschen als guten Spielpartner auszeichnen (z.B. kleine Kinder welche die Therapie bewusst wahrnehmen und sich daran auch erfreuen können), und der untersuchte Delphin richtet sein Präferenzverhalten danach.

Es wurde im Rahmen dieser Studie eine Methode entwickelt mit der es möglich ist, die individuellen Präferenzen von Großen Tümmlern nachzuweisen sowie die Hintergründe zu diesem Verhalten zu erforschen. In weiterer Folge wäre es nun notwendig, die Methode an anderen Delphinen und Klienten anzuwenden um die Stichprobenanzahl zu erhöhen und einen guten Vergleich der Ergebnisse vorlegen zu können. Mit Sicherheit ergeben weitere Studien dieser Art eine Reihe von interessanten Erkenntnissen die sowohl für die Delphintherapie als auch aus verhaltensbiologischer Sicht von Bedeutung sind.

Die spezifische Wirkung der Delphintherapie, Trompisch 2005

Die Alpha-Therapie: Evaluation eines ganzheitlichen Delphintherapie-Konzepts

Diplomarbeit an der Universität Wien

Autor: Mag. Norbert Trompisch

Wissenschaftliche Betreuung: Univ.-Prof. Dr. Thomas Slunecko

Im Jahr 2005 widmete sich Norbert Trompisch unter Supervsion von Prof. Dr. Slunecko der Evaluierung der Alpha-Therapie. Zum Einsatz kamen die Erfahrungsdaten aus Therapieberichten und Elternfeedbackbögen, die seit dem Jahr 2001 erfasst und archiviert wurden. Das Format in dem die Daten vorlagen, legte die Anwendung eines geeigneten Textinterpretationsverfahrens nahe, die Entscheidung fiel dann zugunsten der Inhaltsanalyse nach Mayring, da dieses Verfahren die Vorteile der qualitativen und quantitativen Forschungslogik zu vereinen verspricht. Die Mayringsche Methode erlaubt die Übersetzung von Daten in Textform in Häufungen in einem aus dem Datenmaterial generierten Kategoriensystem. Diese sind mit anderen standardisierten Daten verrechenbar und interpretierbar. In unserem Fall lagen standardisierte Daten aus 5- stufigen Items aus dem quantitativen Teil des Elternfeedback-Bogens vor, die wir mit dem Output der Mayringschen Analyse gemeinsam interpretieren konnten.

Forschungsfrage

Die Forschungsfrage lautete: In welchen Persönlichkeits-, Verhaltens- und Kompetenzbereichen werden positive Veränderungen durch die Alpha-Therapie beschrieben?

Ausgangsmaterial der Untersuchung

Die Gesamtstichprobe setzt sich aus 55 untersuchten Fällen zusammen, die Teilnehmer waren im Alter zwischen 2 und 38 Jahren. Als Untersuchungsmaterial dienten die Abschlussberichte der behandelnden TherapeutInnen und ein spezieller Elternfragebogen, den die Eltern drei Monate nach Beendigung der Therapie auszufüllen hatten. Dieser Fragebogen bestand aus einem qualitativen und einem quantitativen Teil. Im qualitativen Teil wurden die Eltern aufgefordert zu etwaigen Veränderungen durch die Alpha-Therapie Stellung zu nehmen. Der quantitative Teil des Fragebogens bestand aus 13 Items, die mit statistischen Methoden ausgewertet wurden.

Ergebnisse

Die Ergebnisse dieser Untersuchung legen die generelle Wirksamkeit der untersuchten Therapieform dar und zeigen in Form eines Veränderungsprofils, in welchen Kategorien sich Fortschritte in der untersuchten Population ereignet haben. Der überwiegende Teil der Eltern der therapierten Personen gab an, mit der Therapie außerordentlich (57,9%) oder ziemlich (31,6%) zufrieden gewesen zu sein, einen ziemlich (37,1%) oder mittelmäßig (28,6%) großen Fortschritt ihrer Kinder durch die Therapie beobachtet und sich selbst außerordentlich (56,8%) oder ziemlich (29,7%) am Therapieort entspannt zu haben. Auf Basis der Therapie-Abschlußberichte der Therapeuten und der von den Eltern verfassten Feedback-Berichte wurde mit Hilfe der Inhaltsanalyse nach Mayring ein Kategoriensystem von 18 Kategorien erarbeitet, das jene Bereiche, in denen Fortschritte beobachtet wurden, im Detail wiedergibt. Dabei zeigt sich, dass in der untersuchten Gesamtstichprobe, insbesondere in den Kategorien „Grobmotorik“, „Soziale Kompetenzen“, „Psychisches Wohlbefinden/Entspannung“, „Feinmotorik“ und „Expressivität“ – positive Veränderungen genannt wurden. Die Gesamtstichprobe teilt sich gemäß der Störungsbilder in 6 Subpopulationen, die als Diagnosegruppen „Autismus“, „Down-Syndrom“, „Entwicklungsstörungen“, „Cerebralparese“, „Schwerste Behinderungen“ (inklusive Wachkoma) und der Restkategorie „Andere“ beschrieben werden. Das diagnosebezogene Veränderungsprofil (Fig. 8) ermöglicht einen Überblick, wie sich die durch die Intervention erzielten Fortschritte in den einzelnen Diagnosegruppen dokumentieren. Dieser Vergleich wird dadurch ermöglicht, dass die therapeutischen Maßnahmen im Rahmen der Alpha-Therapie in Bezug auf die zu vergleichenden Diagnosegruppen nicht signifikant variieren, das heißt, man kann von einigermaßen einheitlichen Therapiebedingungen sprechen. Das diagnosebezogene Profil zeigt, dass die einzelnen Diagnosegruppen in allen Kategorien sehr unterschiedlich repräsentiert sind. Dies gibt einen Hinweis darauf, dass die Wirkung der Therapie sehr störungsspezifisch ist. In der Gruppe „Autismus“ manifestierten sich die Fortschritte besonders in Bezug auf „Soziale Kompetenzen“ (bei 100% der Teilnehmer), „Aufmerksamkeit“ (bei 92%), „Expressivität“ (bei 71%), „Sinneswahrnehmung“ (bei 71%) und „Feinmotorik“ (bei 71%). Laut ICD-10 ist das Störungsbild des frühkindlichen Autismus von einem geringen Gebrauch sozialer Signale, einem Fehlen von Reaktionen auf Emotionen anderer Menschen und einer geringen Integration sozialer, emotionaler und kommunikativer Verhaltensweisen geprägt. Stattdessen ist dieses Störungsbild durch starre, eingeschränkte, sich wiederholende und stereotype Verhaltensweisen gekennzeichnet. Das Fortschritts-Profil zeigt, dass sich die beobachteten Veränderungen in den Zentren der für diese Störung typischen Defizite ereignen. Dies legt die Interpretation einer gelungenen Passung von Therapie und Klienten nahe. In der Gruppe „Down-Syndrom“ scheint die Intervention besonders im Bereich der „Sprache“ (Fortschritte wurden bei 100% der Teilnehmer beobachtet), der „Aufmerksamkeit“ (100%) und der „Sozialen Kompetenzen“ (100%) Verbesserungen herbeigeführt zu haben. In den Bereichen „Grobmotorik“, „Feinmotorik“, „Sinneswahrnehmung“, „Mathematische Fähigkeiten“ und „Kreativität“ konnten jedoch keine Fortschritte bemerkt werden. Bei dieser Gruppe ist jedoch anzumerken, dass die Stichprobenzahl nur N=3 betragen hat, und daher diese Ergebnisse eine bedingte Aussagekraft haben. Dazu kommt, dass die untersuchten Fälle vor Untersuchung in Bezug auf die Motorik keine Defizite aufwiesen. Ein ganz zentrales Defizit der Kinder mit Down-Syndrom lag in der Konzentrationsfähigkeit in Form von leichter Ablenkbarkeit. Im Gegensatz zur Gruppe „Autismus“, wo eine Steigerung der Aufmerksamkeit meist durch ein „sich den Reizen öffnen“ gekennzeichnet war, bedeutete in der Gruppe „Down-Syndrom“ eine Verbesserung des „sich auf relevante Reize einschränken könnens“ – also genau das Gegenteil – einen Fortschritt. Die Kodierung wurde immer relativ vorgenommen, also es wurde eine Sinneinheit, dann als Verbesserung kodiert, wenn sie entweder aus dem Kontext als solcher ausgewiesen wurde. Gruppe der Teilnehmer mit Entwicklungsstörungen wurden die meisten Fortschritte in Bezug auf „Psychisches Wohlbefinden/Entspannung“ (100%), „Sprache“ (85%), „Feinmotorik“ (71%), „Sinneswahrnehmung“ (71%) und „Ausdauer“ (71%) festgestellt. Hingegen wenig Fortschritt zeigte diese Gruppe in „Allgemeiner Entwicklung“ (28%), „Abbau von Angst“ (28%) und „Mathematische Fähigkeiten“ (14%). Bei den meisten Teilnehmern dieser Gruppe – hier wurden auch die Fälle mit „Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätssyndrom“ gezählt – lagen Schwierigkeiten der Energieregulation (sowohl motorisch, als auch kognitiv) vor, die sich durch die Therapie verbesserten. Dies wird sowohl durch die hohen Nennungen in den Kategorien „Psychisches Wohlbefinden“, „Sinneswahrnehmung“ (dazu gehört auch das Körperbewusstsein) und „Ausdauer“ dokumentiert. Die Gruppe der Teilnehmer mit Cerebralparese scheint besonders im Bereich der „Grobmotorik“ (90%), „Psychisches Wohlbefinden“ (75%), „Körperlichen Entspannung“ (70%) und der „Feinmotorik“ (60%) zu profitieren, was ein Nachlassen der Spastik repräsentiert (siehe Kodierleitfaden: „Nachlassen der Spastik“= Verbesserung Grobmotorik und mehr Entspannung). Aber nicht nur in Bezug auf die zentrale Symptomatik dieser Behinderung manifestieren sich Verbesserungen, auch in Bezug auf die „Expressivität“ (70%), die „Sozialen Kompetenzen“ (65%) und das „Selbstbewusstsein“ (60%). Die Gruppe der Schwerstbehinderten scheint insbesondere in Bezug auf „Körperliche Entspannung“ (100%), dem „psychischen Wohlbefinden/Entspannung“ (100%), „Soziale Kompetenzen“ (80%) und der „Grobmotorik“ (60%) profitiert zu haben . Der Zuwachs an „Sozialen Kompetenzen“ bezieht sich in dieser Gruppe naturgemäß auf ganz basale Fortschritte und beruht auf Verbesserungen des Blickkontakts, des mimischen oder gestikulären Reagierens auf Ansprache, oder sonstigen sozial bedingten Reaktionen. Die Gruppe „Andere“ (die Restkategorie) zeigte insbesondere in Bezug auf Grob-, und Feinmotorik und „Soziale Kompetenzen“ Fortschritte (alle 100%). Der Grad der „Selbständigkeit“ (bei 83%), des „Selbstvertrauens“ (bei 83%) und der „Sinneswahrnehmung/ Körperwahrnehmung“ (83%), steigerten sich. Die Kategorie „Keine Veränderung/Fortschritt“ wurde in der ganzen Untersuchung überhaupt nur ein Mal genannt. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass in Bezug auf die untersuchten Diagnosegruppen eine sehr störungsspezifische Wirkung der Therapie nachgewiesen werden konnte. Die Daten legen den Schluss nahe, dass die Intervention gut an die Defizit- und Ressourcenstruktur der jeweiligen Störung anschließt und die Teilnehmer im Sinne der Zone der nächsten Entwicklung fördert. Es wurden aber auch Fortschritte in Bereichen erreicht, die nicht direkt mit der Behinderung in Zusammenhang stehen, sich aber insgesamt auf die Entwicklung des Behandelten positiv auswirkten. Ein Beispiel dafür ist die Diagnosegruppe „Cerebralparese“ – eine Gruppe mit motorischer Behinderung. Die Fortschritte im Kerndefizit dieser Gruppe wurden über den Umweg des verbesserten „Selbstvertrauens“ erzielt (in den Berichten zum Beispiel mit „er traut sich jetzt mehr zu“ protokolliert).

Conclusio

Das Ergebnis dieser Studie belegt die vielschichtige Wirkung der Alpha-Therapie für zahlreiche Störungsbilder. Je nach Diagnose konnten Fortschritte in Bezug auf die körperliche und psychische Entspannungsfähigkeit, Motorik, Aufmerksamkeit, Ausdrucksfähigkeit, Selbstständigkeit und Sozialen Kompetenzen belegt werden. Dabei bezeichnete der überwiegende Teil der Eltern (54,2%), den Therapieerfolg ihrer behandelten Kinder als „außerordentlich“ oder „ziemlich“, 28,6% berichteten von einem mittelmäßigen Gesamterfolg, lediglich 11,4 von „kaum“, bzw. 5,7% “ von gar keinem Erfolg. Was die Zufriedenheit der Teilnehmer an der Therapie betrifft, gaben 89,5% der teilnehmenden Familien an „außerordentlich“ oder „ziemlich“ zufrieden mit der Alpha- Therapie gewesen zu sein. Die Alpha-Therapie entfaltet je nach Störungsbild ganz unterschiedliche Wirkungen, die sehr gut an die jeweilige Defizit- und Ressourcenstruktur anschließt und zu einer allgemeinen Harmonisierung beiträgt. All den vorgestellten Studien zufolge steigern Delphin-Interaktionen die Aufnahmebereitschaft des menschlichen Gehirns für Informationen, bei gleichzeitiger Beruhigung und Harmonisierung. Es werden in vielen Fällen positive Emotionen ausgelöst und Ängste reduziert. Die Kontaktbereitschaft, sozialen Kompetenzen und Konzentrationsfähigkeit von Menschen mit Wahrnehmungsstörungen wird durch den Delphinkontakt verbessert.

Summative Evaluation der Alpha-Therapie, Dilts 2008

Eine summative Evaluation eines Delphintherapieprogrammes für Menschen mit Behinderung

Rachel Dilts, MA, ABD, Oregon State University, Corvallis, OR, USA

Norbert Trompisch, University of Vienna

Die Delphintherapie ist eine Unterdisziplin der tiergestützten Therapie. Wissenschaftliche Studien der Delphintherapie ergaben überwiegend positive Ergebnisse, einige sind jedoch uneindeutig oder lassen Schlussfolgerungen in Bezug auf die Wirksamkeit und den Wirkmechanismus offen. Diese Studie intendiert einen nomothetischen Beitrag zur Wirksamkeit der Delphintherapie beizutragen. Ein zu der Zeit der Erhebungen (noch) in der Ukraine stattfindendes Programm „Alpha-Therapie“ diente als Forschungsfeld. Es nahmen 37 Personen an der vorliegenden Untersuchung teil, sie bestanden aus vorwiegend Kindern mit unterschiedlichen Diagnosen, wie Entwicklungsstörungen oder kognitiven, emotionalen und physischen Einschränkungen. In der gesamten Sommerperiode wurden 5 Therapiegruppen durchgeführt, jede mit einer Dauer von 10 Tagen. Mit Hilfe des „Behavior Dimensions Rating Scale“, kurz BDRS wurden die Teilnehmer jeweils vor und unmittelbar am Ende des Therapieaufenthaltes, bzw. einen Monat nach dem Therapieaufenthalt getestet. Die Resultate wurden mittels t-test ausgewertet und zeigten in sämtlichen Hauptkategorien signifikante (positive) Veränderungen.

  • Quantitative Untersuchung zur Wirksamkeit der Delphintherapie mittels standardisiertem Eltern-Befragungsbogen.
  • Stichprobe: n=40, bestehend aus Klienten mit CP, DownSyndrom, Autismus, etc.
  • Analyse: t-test zum Vergleich des Pre- und Posttests: Messzeitpunkte 1. Therapietag, letzter Therapietag und 1 Monat nach Therapie

Resultate

Signifikante Verbesserungen auf Sig 0.05 level in allen Subskalen: Aggressivität, Unleitbarkeit, soziale Zurückgezogenheit, Ängstlichkeit.

Es kann daher davon ausgegangen werden, dass die Alpha-Therapie für Klienten dieser Stichprobe positive Auswirkungen zeigt.

Die Kind - Delphin - Interaktion; Hofmann, Trompisch 2011

Die Kind – Delphin – Interaktion

im Verhältnis zur Modifikation ausgewählter Verhaltensaspekte bei Kindern mit Behinderung im Rahmen der Alphatherapie

Eine exemplarische Darstellung der Dokumentarischen Methode im Bereich der Tiergestützten Therapie/ Delphintherapie

Mag. N. Trompisch¹, A. Hofmann²

¹ Institut DolphinSwim Alpha – Therapie, Zollergasse 14/5a, 1070 Wien/ Austria

² Institut für Psychologie, Friedrich- Schiller- Universität Jena, Jena, Germany

Zusammenfassung

Diese Arbeit beschäftigt sich mit Beobachtungen, welche einen Zugang zu den „konjunktiven Erfahrungsräumen“ der handlungspraktischen Welt der untersuchten Personen ermöglichen. Mittels der Dokumentarischen Methode zur Erschließung impliziten Wissens (Bohnsack, 2006) wurde so der Frage nach dem „modus operandi“ nachgegangen, dem der Praxis zugrunde liegenden Habitus von beobachteten Verhaltensweisen von Personen. In der vorliegenden Untersuchung wurde der Verlauf von Interaktionen bei drei autistischen Kindern während der Alpha- Therapie analysiert.

Einleitung

Zu Beginn der Arbeit erfolgt zunächst ein Überblick über die Entwicklung der wissenschaftlichen Forschung im Bereich der Delphintherapie und der Forschungen zu Walen und Delphinen. Das Konzept der Alpha- Therapie integriert pädagogische, neurophysiologische und familiensystemische Dimensionen. Zudem wird der Begriff Interaktion hier als kleinste analytische Einheit definiert, angelehnt an die qualitative Sozialforschung.

Methoden

Die Interaktionen wurden im Rahmen eines Prä- Post- Follow- up- Designs und einer Verlaufsanalyse mittels Fragebögen (nach Stumpf, 2006), Videoaufnahmen und Interviews beobachtet und entsprechend der Dokumentarischen Methode (Bohnsack, 2006; Nohl, 2006) analysiert. Es wurden Daten von Eltern, Therapeuten und Therapiebetreuern aufgenommen. Bei der Analyse der Interviewdaten (Nohl, 2006) wurden folgende Schritte vorgenommen: Identifizierung zu transkribierender Interviewabschnitte mithilfe des thematischen Verlaufs, transkribierte Interviewabschnitte, formulierende Feininterpretation, reflektierende Interpretation. Die Vorgehensweise im Bereich der Videoanalyse beinhaltete folgende Aspekte: Auswahl und formulierende Interpretation der Sequenzen, Auswahl der Fotogramme, formulierende Interpretation der Fotogramme einschl. der vor- ikonografischen und ikonografischen Interpretationen, reflektierende Interpretation der Fotogramme einschl. der formalen Komposition bzgl. Perspektive, Planimetrie und szenischer Choreografie, ikonologisch- ikonische Videointerpretation und entsprechende Homologien aus Text und Ton, abschließende reflektierende Gesamtinterpretation mit einem Beispiel des Videotranskriptionssystems MoViQ. Die Dokumentarische Methode wurde in verschiedenen Aspekten modifiziert, um die Analyse der Verlaufsdaten zu ermöglichen, z.B. Zusammenfassungen vor- ikonografischer Interpretationen.

Ergebnisse

Die Videoanalyse ermöglichte die Beobachtung von Simultanität und Sequenzabfolge der Interaktionen. Dabei stellte die „individuell- komparative Analyse“ eine weitere Modifikation innerhalb der Einzelfallanalysen dar. Im Zusammenhang mit der Darstellung der kontrastierenden Orientierungsrahmen der drei Einzelfallanalysen, kristallisierten sich per Video und Interview, Differenzierungen von „impliziten Regelmäßigkeiten“ heraus, welche für die individuellen Handlungspraktiken bedeutsam erscheinen. Im Zuge der Bildung sinngenetischer Typen wurde der jeweilige Orientierungsrahmen eines Einzelfalls einer eigenen Typologie zugeordnet. Die Triangulation der Daten pro Kind/ Eltern bzw. der Einzelfälle insgesamt, zeigte Gemeinsamkeiten und Unterschiede, die als Grundbausteine für spätere generalisierungsfähige Typenbildungen gelten können, um sie „…immer konturierter und auf immer abstrakteren Ebenen sichtbar zu machen…“ (Bohnsack, 2006, S.63).

Literatur

Bohnsack, R. (2009). Qualitative Bild- und Videointerpretation. Die dokumentarische Methode. Leverkusen Opladen & Farmington

Hills, MI/ USA: Verlag Barbara Budrich Publishers.

Breitenbach, E., von Fersen, L., Stumpf, E. & Ebert, H. (2006). Delfintherapie für Kinder mit Behinderungen. Analyse und

Erklärung der Wirksamkeit. Würzburg: edition bentheim.

Nohl, A.- M.; (2006). Interview und dokumentarische Methode. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften / GWV.

Trompisch, N. & Slunecko, T. (2007). Die Alpha- Therapie. Evaluation eines ganzheitlichen Delfintherapie- Konzepts. Wien:

Dolphinswim Print.

Delphintherapie und Trauma, Trompisch 2012

Wissenschaftliche Schriften des Instituts DOLPHINSWIM zu den Anwendungsfeldern der Delphintherapie, 2012

 

 

„Ein Trauma ist im Nervensystem gebunden.

Durch einschneidende Ereignisse hat es seine volle Flexibilität verloren.

Wir müssen ihm deshalb helfen, wieder zu seiner ganzen Spannbreite und Kraft zurück zu finden.“

Dr. Peter A. Levine

Die Delphintherapie ist bekannt für Ihre Wirksamkeit in der Behandlung von zahlreichen Formen von Behinderungen, allen voran Autismus. Weit weniger bekannt ist, dass für Menschen, die unter einer posttraumatischen Belastungsstörung leiden, die Delphintherapie eine effektive Behandlungsmethode darstellt.

Der Therapieansatz der Alpha-Therapie lehnt sich in der Behandlung von Menschen mit Traumatisierungen sehr eng an die SE (Somatic Experiencing), die Methode Peter Levine´s an. Wie auch bei anderen heutigen Methoden der Traumatherapie wird in der Delphin-Traumatherapie zentral auf den Aufbau von unterstützenden Ressourcen geachtet, welche eine Traumaexposition (die Arbeit am eigentlichen traumatischen Ereignis) tragen können. Dabei findet ein Dialog zwischen den persönlichen Ressourcen und der traumatischen Belastung statt. Der Körper wird in die Behandlung stark miteinbezogen, weil das Trauma nicht nur eine psychische, sondern auch körperliche Komponente hat.

Hier kommt der Delphin ins Spiel: Wie zahlreiche Studien und die tägliche therapeutische Praxis in der Delphintherapie nahelegen, vermag die Delphintherapie eine umfassende und nachhaltige Harmonisierung des menschlichen Nervensystems herzustellen. Durch seinen ausgeprägten sozialen Sinn und Spieltrieb spiegelt der Delphin den Menschen auf ganz persönliche Weise und fordert ihn dazu auf, über seine Grenzen einen Schritt hinauszuwachsen. Der Delphin geht auf die in der Interaktion entstehenden emotionalen Reaktionen ein und begleitet den Teilnehmer Schritt für Schritt in einem Entwicklungsprozess. Dabei auftretende Angstreaktionen vermag das Tier auf sensible Weise zu moderieren und aus dem psychischen System den Teilnehmers auszuleiten. Neurologisch lassen sich im Rahmen von Delphininteraktionen mittels EEG sowohl eine Absenkung der dominanten Hirnwellenfrequenz, als auch eine Hemisphären-Harmonisierung messen. Diese Wirkung wird durch die psychischen Faktoren der Interaktion, als auch der Wirkung des Ultraschalls des Tieres erklärt. Nicht zuletzt sei die Therapiesituation im Wasser zu erwähnen, die das psychische System des Teilnehmers dazu auffordert sämtliche (an Land) eingespielte Muster über Bord zu werfen und sich befreit von der Schwerkraft-Bedingung schwebend umzukonfigurieren.

Norbert Trompisch konnte in den letzten Jahren einige Erfahrungen mit dieser Zielgruppe in der Delphintherapie sammeln und präsentiert nun einen wissenschaftlichen Artikel zu diesem Thema. Neben der Aufarbeitung der theoretischen Basis einer delphinzentrierten Traumatherapie, beeinhaltet der Artikel auch eine beeindruckende Fallstudie.

Delphintherapie und Geschwisterkinder, Constanze Buchegger 2012

Abschlussarbeit Delphintherapie-Ausbildung, Februar 2012

 

Mag.rer.nat. Constanze Buchegger

Klinische und Gesundheitspsychologin,

Kinder-, Jugend- und Familienpsychologin

 

Entwicklungspsychologische Herausforderung als Geschwister eines behinderten Kindes. Eine familienpsychologische Herangehensweise, bezugnehmend auf die Bedeutung der Delphintherapie – in Theorie und Praxis.

 

„Wenn ein Kind geistig oder körperlich behindert ist, bedeutet dies viele Einschränkungen und zusätzliche Anforderungen für die Eltern. Je nach Art und Schweregrad der Behinderung müssen sie damit rechnen, dass ihr Kind auf ihre Unterstützung angewiesen ist, so lange sie leben (permanente Elternschaft). Anders als andere Eltern können sie nicht auf Traditionen und Vorbilder aus der eigenen Herkunftsfamilie zurückgreifen, um sich zu orientieren. Der Familienalltag muss deswegen in einem mühsamen Prozess ganz neu erfunden werden“ (Jungbauer, 2009; S. 22).

 

Zusammenfassung (Abstract)

 

Kinder, die mit einem behinderten Geschwisterkind aufwachsen, sind (häufig) von früh an in ihrem Leben mit besonderen Aufgaben und Herausforderungen konfrontiert. Neben normativen Entwicklungsaufgaben, wirken sich zusätzliche nicht-normative Entwicklungsaufgaben, wie z.B. die Geburt eines behinderten Geschwisterkindes, auf ihre psychosoziale Entwicklung in unterschiedlichem Ausmaß aus.

 

Aus familiensystemtheoretischer Sicht muss das ganze System bei Veränderungen (wie z.B. der Geburt eines behinderten Kindes) mehr oder weniger anpassungsfähig sein. In Anlehnung an die Wirkfaktoren sowie im Sinne einer systemischen Perspektive ist es nicht ausreichend das behinderte Kind als Einzelperson in Form von z.B. speziellen Therapien zu unterstützen. Hier kann die Alpha-Therapie nach Trompisch zur Stärkung der einzelnen Familienmitglieder, insbesondere auch zur Stärkung eines Geschwisterkindes und somit in weiterer Folge zur Stärkung des gesamten Systems beitragen.

 

In der vorliegenden Arbeit wird versucht in Anlehnung an wissenschaftlich empirische Ergebnisse sowie anhand praktischer Beispiele sich diesem Thema zu nähern, sowie die Bedeutung der Delphintherapie in diesem Zusammenhang darzustellen.

 

Das Verhältnis zwischen gesunden Geschwisterkindern ist in der Regel, durch besondere Nähe sowie Reibungspunkte gekennzeichnet, was allerdings zwischen behinderten und nichtbehinderten Kindern so größtenteils nicht möglich ist. Hier wirken sich explizit die Persönlichkeit der Eltern bzw. die Einstellung der Eltern und ihre Beziehung zueinander, die Geschwisterkonstellation, die Schwere der Behinderung und die soziale Situation der Familie aus. Daraus ergeben sich, in Abhängigkeit von vorhandenen Ressourcen und Resilienzfaktoren, spezielle Herausforderungen sowie aktive und passive Copingstrategien.

 

Das Wissen um die Wirkfaktoren und folglich die Aufklärung der Eltern, aber auch des Umfeldes scheint somit eine wichtige Hilfe und Unterstützung für eine gesunde psychosoziale Entwicklung des nichtbehinderten Geschwisterkindes darzustellen.